All you need is….?

Manchmal finden wir uns in wiederkehrenden, nervenaufreibenden Situationen z. B. mit unseren Kindern wieder. „Kannst Du nicht ein Mal das tun, was ich sage?“ „Zieh Dich bitte schneller an, wir haben es eilig“, „Wieso kannst Du Dich nicht ein Mal allein beschäftigen?“ „Muss das Gezeter vor dem Schlafengehen immer sein?“, „Jedes Mal dasselbe mit Dir!“

Wiederkehrende stressige Situationen kosten nicht nur uns Kraft, sondern auch unsere Kinder. Wenn wir einmal versuchen hinter die Kulissen zu blicken und zu verstehen was hinter solchem Verhalten steckt, können wir viel Stress und Leid vermeiden.

An dieser Stelle würde ich gerne gemeinsam mit Ihnen den Blick auf Klaus Grawe richten.

Grawe war ein Psychotherapeut und Hochschullehrer aus Hamburg und mit der Forschung der Psychotherapie beschäftigt.

Mit seiner Konsistenztheorie (2000, 2004) versuchte Grawe menschliche Handlungen mit den vier Grundbedürfnissen der Psyche zu erklären.

1.       Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle

2.       Bedürfnis nach Bindung

3.       Bedürfnis nach Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung

4.       Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung

Demzufolge streben alle Menschen nach Passung zwischen inneren Bedürfnissen (psychische Prozesse) und dem Erleben der Realität (neuronale Prozesse). Je mehr Übereinkunft, desto gesünder der Organismus.

Übersetzt für uns heißt es, wir schauen uns jetzt eine immer wiederkehrende Situation im Alltag an, die uns viel Kraft und Nerven kostet, wie z.B. „jeden Abend gibt es vor dem ins Bett bringen meines Kindes großes Drama und Geschrei“. Parallel dazu richten wir den Blick auf die vier Grundbedürfnisse nach Grawe.

Welche der vier Grundbedürfnisse werden bei mir selbst in dieser Situation nicht gesehen? Welches der Bedürfnisse werden dadurch ganz laut und machen mir die Situation unerträglich?

Wenn wir das registriert haben, gehen wir einen Schritt weiter:

Welches Bedürfnis wird bei meinem Kind übersehen? Was ist meine Hypothese dazu? Schreit es, weil es das Bedürfnis nach Bindung hat und mehr Zeit mit mir verbringen will, während ich versuche das Programm schnell durchzuziehen, um mich endlich entspannen zu können? Oder schreit es, weil das Bedürfnis nach Kontrolle übersehen wird und es das Gefühl hat, nichts mehr in der Hand zu haben? Oder ist es womöglich ein ganz anderes Bedürfnis?

Und eines ist sehr wichtig zu verstehen: Kinder tun es nicht, um uns zu ärgern!

Wenn wir das erkannt haben, werden wir feststellen, dass wir an dieser Stelle nicht dieselben Bedürfnisse haben. Und dann können wir im nächsten Schritt überlegen, wie wir anderweitig unser Bedürfnis befriedigen können. Die Kraft des Erwachsenen ist es, dass wir darüber reflektieren können und dadurch unser Handlungsspektrum sich erweitert. Kinder können das natürlich nicht. Sie sind sich Ihrer Bedürfnisse weder bewusst, noch können sie diese benennen. Es obliegt also unserer Verantwortung. Wenn wir es also schaffen unser Bedürfnis anders zu befriedigen, dann können wir auf das Bedürfnis unseres Kindes eingehen und die Situation folglich auflösen.

Ähnlich können wir auch auf Situationen in Freundschaften und Partnerschaften blicken. Mit der Bedürfnis – Brille kann es uns besser gelingen in Kontakt mit uns selbst und mit unserem Gegenüber zu sein.

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Werte und Wertvorstellungen in Partnerschaft

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Am Anfang stand die Kränkung… Das Zerstörungspotenzial psychischer Gewalt