Adultismus

In den ersten Jahren sind Kinder in der Versorgung und Fürsorge ganz besonders auf die Erwachsenen und die sichere Bindung zu ihnen angewiesen. Die sichere Bindung ist notwendig, um Kindern das Grundbedürfnis nach Exploration zu ermöglichen und sie in ihrem Autonomiebestreben zu unterstützen und nicht negativ zu beeinflussen. Idealerweise sollte ihnen die Möglichkeit zur freien Entfaltung und Nutzung ihrer Anlagen gegeben werden.

In diesem Sinn sind Kinder von Geburt an von den Erwachsenen abhängig, denn diese haben letztlich die Macht darüber, zu entscheiden, wann das Kind gefüttert wird, wann es in den Arm genommen wird und wie viel Raum ihm geboten wird, um sich individuell entwickeln und die Welt eigenständig entdecken zu können.

Die Eltern entscheiden also, was ihre Kinder von Ihnen lernen, wie und in welcher Form sie es tun. Entwicklungspsychologisch bedingt, verinnerlichen Kinder die Dinge, die ihre Eltern und andere enge Bezugspersonen ihnen mit auf den Weg geben. Da sie ihre Eltern lieben, vertrauen sie ihnen bedingungslos. Das, was Kinder lernen, geben sie später in ähnlicher Form an ihre Kinder weiter. Ebenso verhält es sich mit adultistischen Verhaltensweisen.

Bei einem Missbrauch der Macht und einer übergriffigen, bevormundenden Einflussnahme auf die Entwicklung der Kinder durch Erwachsene, spricht man bereits von Adultismus. Dabei handelt es sich um eine Diskriminierungsform, welche bei einer Verinnerlichung und einem Nicht-Erkennen andere Diskriminierungsformen begünstigen kann. Dies kann die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder nachhaltig beeinflussen. Kinder nehmen sich aufgrund der Erwachsenen anders wahr, als sie es ohne ihren Einfluss tun würden. Das Selbstbewusstsein der Kinder ist folglich beeinträchtigt, ebenso das Selbstwertgefühl und somit auch die Entwicklung von Fremd- und Selbstbild. Das Fremdbild der Erwachsenen über ein bestimmtes Kind kann zum Selbstbild dieses Kindes werden.

Ein Mittelweg zwischen engstirniger Autoritätsausübung und einer Laissez-Faire-Erziehung ist zwar nicht einfach, erweist sich jedoch als förderlich für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes.

An bestimmten Stellen ist es wichtig, dass Kinder ihre eigene Erfahrung machen. An anderen Stellen müssen Eltern und Erziehungsberechtigte durchgreifen, um das Wohl des Kindes zu schützen. Wichtig dabei ist es, dass das Kind versteht, wieso es etwas nicht darf oder tun soll. Hier bedarf es einer Kommunikation auf Augenhöhe und nicht von oben herab. Diesen Mittelweg zu finden wird zur Lebensaufgabe der Elternteile. Dabei ist es wichtig, dass sie ihr eigenes Wohl nicht vernachlässigen. Individuelle Bedürfnisse der Eltern spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt und die Eltern dadurch unausgeglichen, so schlägt sich das gewiss auch auf das Kind aus. Folglich ist es ein Drahtseilakt diesen komplexen Ansprüchen von allen Seiten zu genügen. Dabei ist es nur natürlich, dass heute die meisten Eltern an ihre Grenzen kommen. An dieser Stelle macht ein Elterncoaching und dessen Brandbreite an Möglichkeiten viel Sinn. Denn durch die Arbeit der Eltern mit einem Elterncoach oder einer Elternberaterin lassen sich möglicherweise einige Knoten lösen und viele Türen öffnen, um ein gesundes Miteinander zu manifestieren.

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