Ängste und wie wir sie loswerden

Kinder kennen zu Beginn ihres Lebens erstmal keine Angst. Wenn wir sie lassen, dann folgen sie ganz natürlich ihrer Neugierde. Manche Kinder sind zwar zurückhaltender als andere, aber das hat nichts mit Angst an sich zu tun. Angst beruht auf Erfahrungswerten und auf Dingen, die sich Kinder bei uns Erwachsenen abschauen. Ein Beispiel: Wenn Mama oder Papa auf dem Spielplatz ständig Angst haben, dass sich das Kind verletzt, entwickelt das Kind womöglich viel eher eine Angst, dass es herunterfallen könnte. Hat es die Erfahrung gemacht, sich zu verletzen, wurde aber von den Eltern gut aufgefangen durch Trost und Zuspruch, weiterzumachen, entwickelt es eher einen gesunden Respekt und keine Angst. Reagieren Eltern aber über und empfinden selbst Angst, wird sich das Kind auch nicht mehr zutrauen, z. B. am Klettergerüst wieder hochzuklettern, nachdem es hingefallen ist. Hier ist es vielleicht nochmal wichtig zu erwähnen, dass es sich dabei nicht um die gesunde Sorge und ein wachsames Auge handelt, sondern um die Angst per se. Dadurch dass Kinder eben noch nicht die Erfahrungswerte haben, ist es als Eltern unsere Pflicht, ihnen einen sicheren Rahmen zu schaffen.

Bei uns Erwachsenen ist es ähnlich. Wir sind ängstlich, weil wir entweder selbst eine schlechte Erfahrung gemacht haben, oder weil Angst von außen geschürt wurde und wird. Möglicherweise durch unsere eigenen Eltern und Bezugspersonen oder durch die Umwelt.

Angst hat aber auch gute Funktionen – sie möchte uns schützen. Durch ein gesundes Maß an Angst sind wir vorsichtiger und achtsamer. Sobald uns die Angst aber in unserem Alltag mehr schadet, als dass sie uns etwas bringt, sollten wir auf die Umstände etwas genauer schauen.

An dieser Stelle ist es mir wichtig hervorzuheben, dass wir die Angst nicht gänzlich loswerden wollen. Denn daran würden wir immer scheitern. Wir möchten lediglich, dass die Angst kleiner wird und uns im Leben nicht behindert.

Dafür lohnt es sich genauer hinzuschauen: Woher kommt die Angst? Warum empfinden wir sie und was will sie uns sagen? Welchen Teil möchte sie schützen? Welcher Teil ist tatsächlich schützenswert? Ist es unsere Angst oder gehört sie womöglich jemand anderem?

Es hilft, der Angst ein Gesicht zu geben, einen Namen oder eine Figur und mit ihr „in Kontakt zu treten.“ Denn die Angst möchte gesehen und anerkannt werden. Sie möchte nicht, dass wir vor ihr weglaufen oder sie ignorieren. Denn dann wird sie nur größer und größer.

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