Die CORONA (Beziehungs-) KRISE

„Du und ich sind Eins. Ich kann Dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.“ Mahatma Gandhi

Corona – endlich bist Du da! Zu Beginn der Corona-Krise hat sich vielleicht der eine oder andere gedacht: „Na endlich! Eine Auszeit.“ „Endlich mehr Zeit für die Familie.“ „Endlich kann ich und können wir für einen Moment aus dem Hamsterrad aussteigen und nur für uns sein.“ Damals war uns vielleicht noch nicht bewusst, dass es sich bei dieser Auszeit um Wochen, Monate, sogar Jahre handeln wird. Dabei verhält es sich ähnlich wie mit Urlaub: Wir freuen uns über eine Auszeit. Aber wieso können wir uns auf diese Auszeit und auf die viele Zeit mit der Familie so freuen? Ein wichtiger Aspekt dabei ist: Die Auszeit hat einen Anfang und ein Ende, das uns bekannt ist. Doch was passiert mit der Auszeit, wenn deren Ende nicht in Sicht ist? Unsicherheit nistet sich ein und Genuss geht langsam in Frust über. Das ist normal, weil wir Menschen nun mal so sind wie wir sind. Wir brauchen Sicherheiten, Orientierung, ein Anfang und ein Ende.

In der aktuellen Situation geht es zurecht viel um Eltern und ihre Überforderung mit dem Elternsein. Es geht um Kinder und darum, dass sie wenig Gehör bekommen. Aber was ist mit unseren Partnerschaften? Was macht Corona mit uns als Paar? Denn wenn wir mal genauer hinschauen, ist die Partnerschaft, das Paar-Sein der Ursprung jeder Elternschaft und der Ursprung unserer Kinder.

Aktuell befinden wir uns zwischen „Homeoffice“, „Homeschooling“ und der Betreuung unserer Kleinsten. Uns sind also acht Arme und drei Köpfe gewachsen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden! Wenn wir richtig gut organisiert sind, dann erstellen wir Woche für Woche einen Familienplan und reichen uns als Eltern gegenseitig die Klinke in die Hand. Abends, wenn alle Bäuche voll und die Kinder im Bett sind, reicht unsere Kraft womöglich nur noch, um uns auf die Couch zu bewegen und die Fernbedienung zu betätigen oder ein Buch in die Hand zu nehmen bis wir kurze Zeit später todmüde ins Bett fallen. Früher haben wir uns abends noch angeregt unterhalten bei einem Glas Wein und uns gegenseitig von unserem Tag erzählt. Heute haben wir uns nur noch wenig zu sagen, außer sowas wie: „Kannst du mich morgen bitte eine Stunde eher ablösen, weil ich ein wichtiges Zoom-Meeting reinbekommen habe?“

So schwer es auch ist, ist es enorm wichtig, in jeder noch so aussichtslosen und schwierigen Situation nach dem Fünkchen Positivem zu suchen. Lassen Sie uns das jetzt mal im Ansatz versuchen:

  1. Wow! Ihr seid ein großartiges Krisenteam! Um das herauszufinden braucht es eine Krise. Also danke Corona, dass Sie das jetzt wissen. Wenn es hart auf hart kommt, dann können Sie es zusammen wuppen. Ganz nach dem Motto: „Wenn wir das schaffen, schaffen wir alles!“

  2. Die Krise als Chance sehen. Vielleicht gab es vor Corona etwas, was nicht optimal in Ihrer Paarbeziehung gelaufen ist. Jetzt haben Sie die Chance, das Buch neu aufzuschlagen und gemeinsam zu spinnen, wie es nach Corona gut oder gar besser weitergehen könnte.

  3. Nicht alles auf die Goldwaage legen. Es heißt zwar, wenn wir unter Stress stehen oder wütend sind, sagen wir Dinge, die wahr sind und erst dann ans Tageslicht kommen. Ich bin da etwas anderer Meinung. Wenn wir starke Emotionen wie Wut oder Ärger empfinden, so sind wir weniger handlungsfähig und suchen ein Ventil. Der Partner ist ein wunderbares Ventil dafür. Doch die Wut gilt meist und in erster Linie nicht unserem Partner, sondern der Situation. Nur dass die Situation uns nicht den Raum gibt, unser Thema kundzutun.

Was können Sie heute, hier und jetzt tun?

  1. Ganz wichtig: Das Eisen schmieden, wenn es kalt ist. Wenn wir innerlich explodieren, macht es nur wenig Sinn, in eine Diskussion zu gehen. Um unseren Unmut zu zeigen (das brauchen wir), ist es daher hilfreich, tief durchzuatmen und so etwas zu sagen wie: „Ich habe gerade eine riesengroße Wut im Bauch. Ich gehe jetzt eine Runde um den Block und wenn die Wut weniger geworden ist, wäre es schön, wir könnten darüber reden“. Dabei bestimmen Sie den Zeitpunkt. Es dürfen auch ein paar Tage vergehen, bis das Eisen kalt ist.

  2. Magic Moment: Verabreden Sie sich am Abend, wenn alles ruhig geworden ist, auf ein Glas Wein im Wohnzimmer oder auf dem Balkon. Sprechen Sie über den Beginn Ihrer Liebe. Wie war das damals? Was hat Sie am anderen so fasziniert? Wann wussten Sie: „Mit diesem Menschen möchte ich mein Leben verbringen?“ usw. Versetzen Sie sich für einen Augenblick zurück in die Zeit, in der es nur Sie beide gab. Diese Methode nutze ich sehr gern in meinen Paarsitzungen. Das kann sehr belebend sein.

  3. Nehmen Sie sich Zeit für sich. Es kann sehr hilfreich sein, in der dieser ganzen Nähe für einen Moment auf Distanz zu gehen. Vielleicht machen Sie einen oder zwei feste Abende aus, an denen sich jeder Zeit für sich nimmt. Sich die Zeit für einen selbst zu nehmen, kann eine Partnerschaft wieder lebendiger machen.

  4. Rituale schaffen: Womöglich hatten Sie vor Corona schon gemeinsame Rituale, die jetzt etwas verloren gegangen sind. Zeit, diese wiederzubeleben! Oder Sie hatten vorher keine Rituale, dann wird es Zeit welche zu schaffen. Rituale können unterschiedlich sein und sind sehr individuell zu bestimmen. Zum Beispiel können Sie sich jeden Abend gegenseitig drei Dinge sagen, für die Sie sich gegenseitig dankbar sind: „Danke, dass du dich so gut um unsere Kinder gekümmert hast. Danke, dass du einkaufen gegangen bist. Danke, dass du jeden Tag aufs Neue die Kraft findest, das alles mit mir durchzustehen …“ u.v.m.

    Ein Ritual kann aber auch ein Kuss oder eine Umarmung vorm Einschlafen sein. Machen Sie es miteinander aus. Was brauchen Sie? Was würde Ihnen guttun?

  5. Zeit zum Reden nehmen: Was bewegt Sie? Was macht Ihnen Sorgen? Was fehlt Ihnen? Was wünschen Sie sich?

Kinder schauen sich alles von uns ab. Wenn wir uns gut um uns kümmern, dann lehren wir unsere Kinder, wie wichtig es ist, für sich Sorge zu tragen. Lassen Sie uns für unsere Kinder als gutes Beispiel vorangehen.

 

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Die aktuelle Rolle der Frau zwischen ungeahnten Powerkräften und Ausbrennen

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Eltern werden, Paar bleiben